Es gibt ganz schön viele Fragen! Egal ob Sie Betroffene/r sind, ein Eltern- oder Geschwisterteil, NachbarIn, ArbeitskollegIn, Vorgestellte/r, FreundIn oder PartnerIn sind – vermutlich werden Sie regelmäßig mit Situationen und Verhaltensweisen konfrontiert sein, die Sie verwirren, irritieren oder verunsichern. Manchmal ist es möglich, den Austausch zu suchen und Fragen zu stellen. Dann klärt sich Vieles. Manchmal traut man sich nicht oder hat wenig Gelegenheit dazu.

Hier haben wir viele Fragen aufgelistet. Stöbern Sie gerne! Wenn Sie nach der Lektüre noch weitere Fragen haben, können Sie sich an Kontaktpersonen in der Rubrik „Anlaufstelle“ wenden. Oder Sie schreiben uns eine Nachricht. Wir versuchen dann, weiterzuhelfen.

Autismus wird als tiefgreifende neurologische Entwicklungsstörung bezeichnet. Das bedeutet: Das Gehirn funktioniert von Geburt an etwas anders als bei den meisten anderen Menschen. Diese andere Funktionsweise bleibt das ganze Leben bestehen. Allerdings können Fähigkeiten und Gewohnheiten bis zu einem gewissen Grad trainiert und erlernt werden, so dass Schwächen entgegengewirkt werden kann.

Es gibt einige Bereiche, in denen Menschen im Spektrum typischerweise Schwierigkeiten haben bzw. auffällig sind: Kommunikation, Beziehung, Reizwahrnehmung, Informationsverarbeitung, Spezialinteressen und repetitive Verhaltensweisen. Diese Merkmale sind bei den verschiedenen Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt. Deshalb redet man auch von einem Spektrum.

Es wird oft gesagt, dass diese Menschen ehrlich und direkt sind und ihre Meinung anderen Menschen unabhängig von deren sozialen Status mitteilen. Sie haben oftmals ein Auge für’s Detail und sind präzise. Sie können gute Fähigkeiten und ein tiefes Wissen in ihrem Spezialinteressen-Gebiet entwickeln. Sie können teils sehr entschlossen, ausdauernd und hoch konzentriert arbeiten. Ihre Perspektiven können ungewöhnlich und kreativ sein. Sie können strukturiert und sehr logisch sein. Sie können genussvoll und sehr feinfühlig sein.

Autismus kann sowohl Mädchen als auch Jungen betreffen. Da Autismus nicht verschwindet, sind sowohl Babys, Kleinkinder, Kinder, Jugendliche, Erwachsene als auch Senioren betroffen.

Das ist abhängig von der Lebenssituation. Manche Menschen benötigen eine Diagnose und deren Nutzen, andere nicht. Eine Diagnose kann Vor- und Nachteile beinhalten.

Einige Vorteile: Die Eltern wissen, dass es nicht ihre Schuld ist. Das Umfeld kann eher bereit sein, Verständnis zu zeigen und sich auf den Betroffenen einzustellen, sich anzupassen. Durch die Diagnose werden Fördermaßnahmen möglich: Kompensationsmethoden in der Schule, Anfrage des Statut des behinderten Arbeitnehmers.

Einige Nachteile: Die Diagnose kann wie eine Schublade wirken. Der Betroffene oder sein Umfeld identifizieren sich vielleicht mit der Diagnose. Vielleicht glauben sie Vorurteilen und beschränken von vornherein ihre Möglichkeiten. Vielleicht trauen auch Menschen im Umfeld den Betroffenen einiges nicht mehr zu. Es kann zu Verantwortungsabgabe kommen.

Auch Menschen ohne Diagnose können Lösungen und Verständnis finden und entwickeln. Und Menschen mit Diagnose brauchen ihrem Umfeld nicht mitzuteilen, dass sie betroffen sind.

Die Psychologen der Fondation Autisme Luxembourg (FAL) sowie Psychiater können eine Diagnose stellen. Kontaktdaten sowie Adressen finden Sie in der Rubrik „Anlaufstellen“.

Welche Begriffe können Sie im Umgang mit einem autistischen Menschen benutzen? Beziehungsweise, wie benennen Sie sich, wenn Sie die Diagnose erhalten haben? Was bedeutet es, autistisch zu sein? Die Antworten sind wahrscheinlich individuell. Finden Sie heraus, welche Gefühle, Klischees, Ängste und Vorurteile hinter diesen Begriffen stecken und welche Wirkung diese Begriffe haben können. Helfen sie, blockieren sie, stecken sie den Menschen in eine Schublade, sind sie beleidigend, ermutigend? Finden Sie einen individuellen und achtsamen Umgang damit. Seien Sie sich insbesondere als Lehrperson, PsychologIn oder Elternteil bewusst, welches Bild Sie vom Kind oder Jugendlichen haben und diesem mitteilen.

Das ist abhängig von Ihren Zielen und Ihren Bedürfnissen. Sie können sich über das Autismus-Spektrum informieren. Sie können den Austausch mit anderen Betroffenen oder deren Umfeld suchen. Sie können Hilfsmaßnahmen anfragen. Sie können Ihren Lebensstil an Ihre autistischen Bedürfnisse anpassen. Sie können Ihre Vergangenheit und sich selbst verstehen lernen.

Den Bedürfnissen angepasste Maßnahmen. Ist der autistische Schüler schnell reizüberflutet, benötigt er eventuell Kopfhörer, zeitweise einen anderen Raum, schriftliche und visuelle Unterlagen, eine Sonnenbrille, usw. Durch eine etwaige langsamere Informationsverarbeitung benötigt er eventuell Aufgabenerklärungen schriftlich sowie mehr Zeit, um die Angaben zu verstehen. Hilfreich kann auch sein, wenn die sozialen Fähigkeiten und das soziale Verständnis sowohl vom autistischen Schüler wie auch den anderen Schülern gefördert werden. Dazu können auch Experten oder Betroffene eingeladen werden, die informieren, erklären und Fragen beantworten können.

Das ist individuell. Wie bei anderen Menschen auch hängt es von den kognitiven Fähigkeiten ab und von den Zielen. Welche Ausbildung wird benötigt um welche Kompetenzen zu erlernen um anschließend welchen Job ausüben zu können?

Verschiedene Universitäten bieten Ansprechpartner, Unterstützung und Maßnahmen an, um das Lernumfeld möglichst passend gestalten zu können.

Das ist verschieden. Selbständigkeit kann auch als Spektrum betrachtet werden. Beispiel: Der Betroffene lebt in seiner eigenen Wohnung. Für’s Einkaufen braucht er eine Unterstützung.

Die Ablösung vom Elternhaus kann ebenfalls unterschiedlich verlaufen.

Alle Bereiche stehen grundlegend offen. Anschließend hängt es von den eigenen Vorlieben, Erfahrungen, Talenten, Fähigkeiten und Lernkompetenzen ab, ebenso von der Unterstützung des Umfeldes und den vorhandenen Maßnahmen.

Es gibt Informatiker (z.B. auticon), ebenso gibt es Ingenieure (z.B. Temple Grandin), Sängerinnen (z.B. Susan Boyle), Professorinnen (z.B. Vera Birkenbihl), Schriftstellerinnen (z.B. Liane H. Willey), SchauspielerInnen (z.B. Daryl Hannah, Anthony Hopkins, Wentworth Miller), Schwimmerinnen (z.B. Jessica-Jane Applegate), Primatologinnen (z.B. Dawn Prince-Hughes), Surfer (z.B. Clay Marzo), Psychologen (z.B. Simon Baron-Cohen), Künstler (z.B. Peter Howson), Erfinder (z.B. Satoshi Tajiri), Philosophen (z.B. Josef Schovanec) und bestimmt noch viele mehr.

Hilfreich kann eine Sozialkompetenztrainingsgruppe sein, wie sie z.B. von der Fondation Autisme Luxembourg angeboten wird. Auch Menschen oder Gruppen, mit denen man gemeinsame Interessen und Hobbys teilt, können zu Freunden werden.